Der Biber ist ein reiner Pflanzenfresser. Von Käutern, Blättern, Ästen bis hin zu Baumrinde ernährt sich der Biber sehr vielseitig. Auf Grund der Tatsache, dass der Biber keine Winterruhe oder Winterschlaf hält, ist dieser das ganze Jahr auf Nahrungssuche. Der Biber sucht sich seine Nahrungsquellen in den Uferbereichen und im Umkreis seines Biberbaus. In den Sommermonaten isst er mehr Kräuter, junge Tribe, Blätter und Wurzeln von Wasserpflanzen, währenddessen im Winter hingegen diese Nahrungsquellen nicht mehr zur Verfügung stehen. Daher wechselt der Biber im Winter zu Rinden von Weichhölzer, wie Pappeln oder Weiden, um. Deshalb ist die Fällaktivität im Herbst und Winter deutlich größer.
Der tägliche Nahrungsbedarf eines Bibers macht im Winter rund einen Fünftel seines Körpergewichtes aus. Das bedeutet etwa drei bis vier Kilo Blätter und Rinde pro Biber und Tag, um die benötigte Energiemenge von 4200 kJ bereitzustellen.Da der Biber keinen Winterschlaf hält, sorgt er vor und legt Wintervorräte an. Deshalb werden vor dem Baueingang im Wasser Äste gestapelt, damit er an besonders kalten Tagen keine Energie für die Nahrungsbeschaffung aufbringen muss. Die Tiere können dann bequem im Wasser, in strengen Wintern sogar unter der Eisdecke, zu ihrem Vorrat schwimmen und die Äste in den Biberbau schleppen
Außerdem ist er vor Feinden wie dem Fuchs oder
dem Dachs geschützt. Der Biber baut diesen Gang immer weiter aus, solange bis er deutlich über dem
Wasserspiegel liegt, der dann zu einem „Wohnkessel“ ausgebreitet wird. Von außen ist ein Erdbau in
der Regel nicht erkennbar. Sollte jedoch die Uferböschung zu niedrig sein und somit einen
ordentlicher Kesselausbau verhindern, so schleppt der Biber Äste und Zweige heran und baut das Dach
des Biberbaus eigenständig am Land. Diese Methode wird auch „Mittelbau“ genannt. Damit dieser auch
warm und trocken ist, verdichtet der Biber das Dach mit Lehm.
Der Biber ist ein
ständiger Baumeister und ist immer mit seinem Bau beschäftigt. So kann sich über die Zeit aus einem
Mittelbau ein so genannter „Hochbau“ entwickeln. Dieser entsteht, wenn der Biber immer weiter nach
oben gräbt und baut, sodass der Wohnkessel letztendlich gar nicht mehr in der Erde, sondern komplett
in dem selbst gebauten Haufen aus Ästen und Zweigen liegt. Optisch erinnert der Hochbau mehr an die
Allseits bekannte Biberburg. Diese Biberburg im Wasser, welche nur aus Ästen und Hölzern besteht,
ist gar nicht so häufig, wie man denkt. So baut der Biber nur seinen Bau im Wasser , wenn er keine
passende Uferstelle für das Graben eines Erdlochs findet. Diese Art des Bau ist jedoch in Europa
relativ selten.
Das Revier einer Biberfamilie kann sich über
eine Länge von 500 Metern bis hin zu 5 Kilometern entlang des Gewässers erstrecken. Die Größe des
Reviers ist dabei vor allem von dem Nahrungsangebot abhängig. Ist viel Nahrung in der Nähe vom
Biberbau vorhanden, so ist das Revier klein. Findet sich jedoch keine Nahrung in näherer Umgebung,
so ist der Biber gezwungen sich auf längere Nahrungssuche zu begegeben und somit sein gebiet zu
vergrößern. Zudem kennzeichnet der Biber sein Revier mit dem so genannten „Bibergeil“. Dies soll
anderen Bibern signalisieren, dass dieses Gebiet bereits besetzt ist. Sollte sich dennoch ein
fremder Biber in das Gebiet wagen, so wird er von dem ansässigen Biberstamm verjagt.
Das
Highlight seines Reviers ist der Biberbau des Bibers. Er bietet der Biberfamilie Schutz vor Feinden,
Hitze und Kälte und dient als Schlafstätte und Kinderstube der jungen Biber. Seit langem bewohnte
Burgen können Durchmesser von bis zu 12 m und Höhen bis zu 2 m erreichen. Zu dem bietet der Bau
zusätzlich auch für andere Lebewesen einen Lebensraum, wie z. B. Bisamratten, Spitzmäuse oder
Ringelnattern.
In Mitteleuropa bauen und wohnen Biber meist in einem so genannten
„Erdbau“. Dazu gräbt er zuerst einen aufsteigenden Gang in einen steilen und vor allem lehmigen
Uferhang. Der Eingang des Biberbaus liegt dabei immer unter der Wasseroberfläche, da der Biber bei
Gefahr so direkt ins Wasser flüchten kann und sich so in Sicherheit bringen kann.
Im Wohnkessel des Biberbaus leben bis zu zwei
Generationen Jungbibern und die Eltern zusammen. Sobald im Frühling eine neue Bibergeneration auf
die Welt kommt, ist es Zeit für die zweijährigen Jungbiber, sich eigene Reviere zu suchen und den
Bau zu verlassen. Tun sie dies nicht freiwillig, werden sie unsanft von den Bibereltern verjagt.
Grund für diesen Rauswurf stellt die Angst vor einer Überpopulation im Revier dar. Die Elterntiere
bleiben in einer lebenslangen Partnerschaft zusammen und suchen sich nur dann einen neuen Partner,
wenn der vorherige verstirbt.
Biber paaren sich im Winter zwischen Ende Dezember und
Anfang März. Nach einer Tragezeit von 106 Tagen bringt die Bibermutter zwischen April und Juni
normalerweise einen bis vier Biberjunge im Bau auf die Welt. Die kleinen Biberjungen kommen mit
offenen Augen, behaart und mit kleinen Nagezähnen zur Welt. Ab der Geburt werden sie zwei Monate
lang mit besonders fett- und eiweißhaltiger Milch gesäugt und bleiben während den ersten vier bis
fünf Wochen im Bau. Diese reichhaltige Milch ermöglicht ihnen sich schnell zu entwickeln und Kräfte
aufzubauen
Schon ab der zweiten Woche fangen Biberjunge an nebenbei pflanzliche Nahrung aufzunehmen, die von den Eltern in den Bau gebracht wird. Ab der vierten Woche bilden Pflanzen bereits den Hauptbestandteil der Nahrung. Nach ungefähr 12 Monaten hat sich ihr Gebiss vollständig entwickelt und sie können auch stärkere Äste durchnagen oder Bäume fällen.Die kleinen Biber verlassen gemeinsam mit ihren Eltern circa beim Erreichen ihrer vierten Lebenswoche erstmals den Bau. Dabei bleiben die Jungen sehr nahe bei ihnen und flüchten sich immer wieder auf deren Rücken. Während ihres ersten Lebensjahres werden sie von den Eltern wie auch den älteren Geschwistern beim Verlassen ihres Baues beaufsichtigt. Zunächst sind sie noch zu leicht zum Tauchen und Schwimmen, weshalb sie wie ein Korken an der Wasseroberfläche treiben. Nach und nach erlernen sie begleitet durch ihre Eltern beides, sodass sie nach ungefähr zwei Monaten so gut tauchen und schwimmen können wie ihre Eltern.
Mit solchen Dämmen ist der Biber in der Lage,
ein Gewässer mehr oder weniger zu regulieren. Bei Hochwasser und entsprechender
Überschwemmungsgefahr des sonst trockenem Wohnkessels, nehmen sie die obersten Äste des Damms weg,
damit mehr Wasser ablaufen kann. Bei Wassermangel erhöhen sie den Damm bis schlussendlich fast kein
Wasser mehr abfliesst.
Der Biber hat durch den Dammbau viele Vorteile für sich
geschaffen, einerseits garantiert er so, dass sein Biberbau geschützt bleibt, andererseits passt er
seine Umgebung durch Regulierung des Wasser an seine Bedürfnissse an. So wachsen rund um den
Stauteich in den sumpfigen Gebieten mehr Weichhölzer wie Weiden oder Pappeln, jedoch sterben auch
Nadelhölzer, die nicht für so ein Gebiet ausgelegt sind.
In Europa bauen die Biber
allerdings selten riesige Dämme wie man sie zum Beispiel aus Kanada kennt. Sie begnügen sich mit
eher kleineren Dämme, die ausreichen um das Wasser in einem Fluss auf die gewünschte Höhe stauen.
Der Biberdamm zählt als einer der
faszinierenden Bauwerke aus der Natur. Er dient nicht nur als Schutz für den Biber, sondern schafft
gleichzeitig einen neuen Lebensraum für viele andere Tiere. Im Jahresverlauf ändert sich der
Wasserstand eines Flusses oder eines Sees sehr häufig. Diese Variation des Wasserstands stellt für
den Biber ein Problem dar. Bei sehr niedrigem Wasserstand steigt die Gefahr, dass die Eingänge zum
Biberbau plötzlich trocken liegen und die direkte Verbindung zum Wasser unterbrochen wird. Da dies
für den Biber ein Sicherheitsrisiko darstellt, baut dieser einen Damm, um in stark schwankenden
Gewässern zu garantieren, dass sein Eingang zum Bau unter Wasser liegt.
Solche Dämme
findet man auch bei kleinen, flachen Gewässern, welche der Biber erst durch den Dammbau und den
dadurch entstehenden Stausee nutzen kann. Damit der Damm auch den enormen Druck der Wassermassen
aushalten kann, ist die einzigartige Architektur des Damms von besonderer Wichtigkeit. Beim Dammbau
steckt der Biber abgetrennte Zweige und Stämme senkrecht in den Grund des Baches und beschwert und
befestigt sie mit Steinen, Schlamm oder Schilf. Oft benutzt er auch einen über den Fluss gestürzten
oder einen angeschwemmten Baum als Halt, um ihn allmählich zu einem Damm auszubauen. Die
angeschleppten Stämme und Äste werden dann zur Abdichtung mit Schlamm verkleistert.